Ich freue mich wie verrückt, denn ich hatte erneut die Gelegenheit, mit Frank Dopheide in meinem Podcast Mission Control zu sprechen. Ein Thema, das mir seit seinem Artikel im Handelsblatt nicht mehr aus dem Kopf geht, ist die Rolle der Moral in der heutigen Unternehmenswelt. Besonders der Begriff der „Spaltachse“ hat meinen Denkapparat ordentlich in Schwung gebracht.
Als erstes kam mir Bertolt Brecht in den Sinn, der in seiner „Ballade über die Frage, wovon lebt der Mensch?“ schrieb: „Erst kommt das Fressen und dann die Moral.“ Da habe ich mich gefragt: Sind wir so satt, dass wir uns jetzt verstärkt mit Moral beschäftigen können? Oder liegt die Sache doch etwas komplizierter?
Frank sieht das halb so. Ja, wenn das Überleben gesichert ist, stellen wir uns moralische Fragen. Aber die Welt ist komplexer geworden. Moral, die einst verbindend wirkte und Regeln für das Zusammenleben aufstellte, wird heute oft zum Mittel der Selbstdarstellung.
Unternehmen haben erkannt, dass moralisches Handeln wirtschaftlich wertvoll sein kann. Je lauter und aggressiver sie moralische Positionen vertreten, desto mehr Aufmerksamkeit können sie generieren. Doch führt das nicht zu einer Negativspirale? Wird Moral dadurch zur Spaltachse, die mehr trennt als verbindet?
Frank und ich diskutierten darüber, wie Moral in der heutigen Zeit oft instrumentalisiert wird. Unternehmen präsentieren sich moralisch einwandfrei, um ihr Image aufzupolieren, ohne echtes Engagement zu zeigen. Das kann gefährlich sein und führt häufig zu Unglaubwürdigkeit.
Ich stellte die Frage: Sollten Unternehmen nicht einfach die Finger von Themen lassen, die nicht zu ihnen passen? Frank meint, dass Unternehmen sich auf ihre Kernwerte und ihr Geschäftsmodell besinnen sollten. Sie sollten sich fragen: Wofür gibt es uns? Was ist unser Beitrag zur Welt?
Ein Beispiel ist StepStone. Ihr Geschäftsmodell dreht sich um Arbeit, Menschen und Diversität. Es ist logisch und authentisch, wenn sie sich zu diesen Themen positionieren. Themen, die nicht direkt mit ihrem Kern zu tun haben, müssen sie nicht zwangsläufig kommentieren.
In unserer komplexen Welt neigen wir dazu, auf jeden äußeren Reiz zu reagieren. Aber nicht jede Diskussion erfordert eine Stellungnahme. Frank betonte, dass Unternehmen nicht zu allem eine Meinung haben müssen. Es geht darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht jedem Trend hinterherzulaufen.
Wir sprachen auch über die Wichtigkeit, die interne Kultur und die eigenen Werte freizulegen. Wenn die Mitarbeiter wissen, wofür das Unternehmen steht, können viele Diskussionen intern geklärt werden, ohne dass es gleich zum öffentlichen Thema wird.
Ein weiterer Aspekt ist die Rolle der sozialen Medien. Sie verstärken den moralischen Lärm und machen es schwerer, den Überblick zu behalten. Jeder kann lautstark seine Meinung äußern, und Unternehmen fühlen sich oft gezwungen, darauf zu reagieren.
Frank sieht hier die Gefahr, dass Unternehmen in eine defensive Haltung geraten und versuchen, es allen recht zu machen. Doch das ist ein aussichtsloses Unterfangen. Stattdessen sollten sie ihre eigenen Werte leben und sich nicht von jeder Welle mitreißen lassen.
Ein Punkt, der uns beiden wichtig ist: Ohne moralisches Handeln gibt es keinen langfristigen Erfolg. Unmoralisches Verhalten mag kurzfristig Gewinne bringen, aber auf Dauer zerstört es Vertrauen und Reputation.
Wir müssen uns fragen: Wie können wir Moral und strategische Kommunikation so verbinden, dass sie authentisch und glaubwürdig sind? Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen notwendiger Positionierung und Überreaktion.
Unser Gespräch hat mir gezeigt, dass wir uns vielleicht am Moralkuchen überfressen haben und nun die Bauchschmerzen spüren. Vielleicht brauchen wir eine Art Detox. Es ist an der Zeit, geduldig zu sein und Dinge neu zu denken.
Ich lade euch herzlich ein, tiefer in dieses Thema einzutauchen. Hört euch die vollständige Podcast-Folge an und lasst uns gemeinsam darüber nachdenken, wie wir Moral und Kommunikation in Einklang bringen können.
Hört rein und lasst uns gemeinsam neue Wege finden!
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